Volumenräumung
Was ist eine Volumenräumung ?
Eine kampfmitteltechnische Volumenräumung (oft auch als Bodenaufbereitung oder Erdbodensiebung im Kontext der Kampfmittelräumung bezeichnet) ist ein spezielles Verfahren, das zum Einsatz kommt, wenn größere Mengen Erdreich, die mit Kampfmitteln belastet sein könnten, bewegt, ausgehoben oder verarbeitet werden müssen.
Dies ist typischerweise der Fall bei großflächigen Bauprojekten, im Straßen- und Tiefbau oder bei der Sanierung von Altlasten.
Im Gegensatz zur Oberflächen- oder Tiefensondierung, bei der die Kampfmittel im Boden in situ (an Ort und Stelle) lokalisiert und dann freigelegt werden, wird bei der Volumenräumung der Boden tatsächlich ausgehoben und aufbereitet, um die Kampfmittel herauszufiltern.
Wie funktioniert es im Allgemeinen?
Das Verfahren umfasst typischerweise folgende Schritte:
1. Aushub des kontaminierten Materials: Der verdächtige Boden wird mit Baggern oder anderen Erdbaumaschinen schichtweise ausgehoben. Die Aushubtiefe und -fläche basieren auf den Ergebnissen historischer Recherchen und/oder vorheriger Sondierungen.
2. Siebung und Separierung: Das ausgehobene Erdreich wird anschließend in speziellen Siebanlagen (mechanisch oder manuell) aufbereitet.
Diese Siebanlagen trennen das Bodenmaterial nach Korngröße und ermöglichen es, Kampfmittel von Erde, Steinen und anderem Bauschutt zu separieren.
Visuelle Kontrolle: Während des Siebprozesses wird das Material kontinuierlich visuell von erfahrenem Fachpersonal (Feuerwerkern) kontrolliert, um Kampfmittel sofort zu erkennen.
Sensorische Unterstützung: Oft kommen zusätzlich magnetische Sensoren oder Metalldetektoren zum Einsatz, um auch kleinere oder tief im Material verborgene metallische Objekte zu identifizieren.
3. Bergung und Zwischenlagerung: Gefundene Kampfmittel werden vorsichtig geborgen, gesichert und an einem sicheren Ort (Bereitstellungslager) zwischengelagert, bis sie vom Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD) abgeholt und entsorgt werden können.
4. Kontrolle des Aushubs und der Baugrube: Sowohl das "gereinigte" Erdreich als auch die Sohle und die Böschungen der Baugrube werden in der Regel nochmals oberflächensondiert, um sicherzustellen, dass keine Kampfmittel übersehen wurden.
5. Wiederverwendung oder Entsorgung: Das gereinigte Bodenmaterial kann je nach Qualität und Anforderungen wiederverwendet werden (z.B. als Verfüllmaterial) oder muss entsprechend entsorgt werden.
Wann ist eine kampfmitteltechnische Volumenräumung notwendig?
Eine Volumenräumung ist besonders sinnvoll und notwendig, wenn:
Diffuser Kampfmittelverdacht: Es liegt kein punktueller, sondern ein flächenhafter und diffuser Verdacht auf Kampfmittelbelastung vor, der sich über größere Tiefen erstreckt.
Dies ist oft auf ehemaligen Schlachtfeldern, Deponien oder stark bombardierten Gebieten der Fall.
Große Erdbewegungen: Bei Projekten, die einen massiven Aushub und/oder Verfüllung erfordern (z.B. Bau von Autobahnen, Eisenbahnlinien, großen Industriegebäuden, Hafenanlagen).
Auffüllungen mit Kampfmittelverdacht: Wenn das Erdreich aus Auffüllungen besteht, die potenziell Kampfmittel enthalten könnten (z.B. Trümmerschutt aus dem Zweiten Weltkrieg).
Begrenzte Zugänglichkeit: In Situationen, in denen eine klassische Sondierung aufgrund von Bodenbeschaffenheit, Grundwasser oder Bebauung schwierig ist.
Erreichen eines hohen Grades an Kampfmittelfreiheit: Insbesondere wenn die Fläche später sensibel genutzt wird (z.B. Wohnbebauung, Spielplätze), kann eine Volumenräumung notwendig sein, um ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten.
Vorteile der Volumenräumung:
Hohe Sicherheit: Durch die intensive Aufbereitung und Kontrolle des Bodens kann ein sehr hoher Grad an Kampfmittelfreiheit erreicht werden.
Effizienz bei flächenhaften Belastungen: Bei großflächigen, diffusen Belastungen kann sie wirtschaftlicher sein als unzählige Einzelsondierungen und Freilegungen.
Wiederverwertbarkeit des Bodens: Das gereinigte Erdreich kann oft wiederverwendet werden, was Entsorgungskosten spart.
