Bergung
Was ist eine Bergung?
Eine Bergung ist der Prozess der sicheren Freilegung, Sicherung und Entnahme eines Kampfmittels (z.B. einer Bombe, Granate oder Munition), das bei einer Kampfmittelsondierung (Oberflächen- oder Tiefensondierung) oder auch zufällig entdeckt wurde.
Sie ist der kritischste und gefährlichste Schritt im Rahmen der Kampfmittelräumung und darf ausschließlich von hochspezialisiertem und zugelassenem Personal durchgeführt werden.
Wie läuft eine Bergung ab?
Der genaue Ablauf hängt stark von der Art, Größe, Zustand und Lage des Kampfmittels ab. Grundsätzlich lassen sich jedoch folgende Schritte beschreiben:
1.Sicherung der Fundstelle:
Unmittelbar nach dem Fund wird die Fundstelle großräumig abgesperrt und gesichert, um jegliche Gefahr für Unbeteiligte auszuschließen.
Die Größe der Absperrung hängt von der Art und Größe des Kampfmittels ab (z.B. mehrere hundert Meter bei einer Großbombe).
Evtl. Evakuierung von Anwohnern oder Betrieben in der näheren Umgebung.
Unterbrechung von Versorgungsleitungen (Strom, Gas, Wasser) im Gefahrenbereich, falls nötig.
2. Freilegung des Kampfmittels:
Dies erfolgt meist vorsichtig von Hand oder mit speziellen, vibrationsarmen Baggern, um das Kampfmittel nicht zu manipulieren oder zu erschüttern.
Ziel ist es, das Objekt vollständig freizulegen und seinen genauen Zustand (Zünderart, Beschädigungen, Korrosion) beurteilen zu können.
3. Kampfmitteltechnische Begutachtung und Lagebeurteilung:
Die Feuerwerker analysieren das freigelegte Kampfmittel. Entscheidende Fragen sind:
Um welche Art von Kampfmittel handelt es sich (Sprengbombe, Granate, Brandbombe etc.)?
Welcher Zündertyp ist vorhanden (mechanisch, chemisch, Langzeitzünder etc.)?
Ist der Zünder intakt, scharf oder bereits ausgelöst?
Gibt es sichtbare Beschädigungen am Kampfmittel oder am Zünder?
Liegt das Kampfmittel stabil oder ist es beweglich?
Auf Basis dieser Begutachtung wird entschieden, ob das Kampfmittel vor Ort entschärft oder geborgen und abtransportiert werden kann.
4. Entschärfung (falls notwendig und möglich vor Ort):
Wenn das Kampfmittel einen scharfen oder intakten Zünder hat und eine Gefahr beim Transport besteht, wird versucht, es vor Ort unschädlich zu machen.
Dies kann durch die Entfernung oder Zerstörung des Zünders geschehen (z.B. durch mechanische Entnahme, Wasserschneidverfahren oder Sprengung des Zünders).
Eine Entschärfung ist immer extrem riskant und erfordert höchste Präzision und Erfahrung.
5. Bergung und Abtransport:
Wenn das Kampfmittel unschädlich gemacht oder als transportfähig eingestuft wurde, wird es vorsichtig mit speziellen Hebezeugen oder von Hand in einen dafür vorgesehenen, sicheren Transportbehälter (z.B. einen mit Sand gefüllten Container) verbracht.
Der Transport erfolgt unter strengsten Sicherheitsauflagen durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst zu einer speziellen Sprengstelle oder einem Zwischenlager, wo es endgültig delaboriert (zerlegt) oder gesprengt wird.
6. Dokumentation und Abschluss:
Alle Schritte werden detailliert dokumentiert.
Nach erfolgreicher Bergung und Abtransport wird der gesicherte Bereich freigegeben.
Besondere Herausforderungen bei der Bergung:
Zustand des Kampfmittels: Korrodierte, beschädigte oder instabile Kampfmittel sind besonders gefährlich.
Zündertypen: Insbesondere Langzeitzünder oder chemische Zünder erfordern spezielle Kenntnisse und Techniken.
Witterung: Wind, Regen oder Hitze können die Arbeiten erschweren oder das Risiko erhöhen.
Umfeld: Bebauung, Versorgungsleitungen oder Verkehrswege in der Nähe der Fundstelle erhöhen die Komplexität und die Sicherheitsanforderungen.
Die kampfmitteltechnische Bergung ist die Ultima Ratio im Umgang mit gefundenen Kampfmitteln.
Sie erfordert eine minutiöse Planung, höchste Sicherheitsstandards und die Expertise hochqualifizierter Spezialisten, um Mensch und Umwelt vor den verheerenden Auswirkungen von Explosivstoffen zu schützen.
